Peter Nennstiel
Zeitzeuge der Nachkriegsjahre
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Der in der Außenweser stehende, weithin bekannte Leuchtturm Roter Sand war Ende der 1950er Jahre durch Sandschliff und Auslaugen des Betons stark geschädigt. Als Ersatz wurde daher ostnordöstlich dieses Standortes in den Jahren 1961 bis 1964 der Leuchtturm Alte Weser errichtet. Gleichzeitig sollten damit die Fahrwasserverhältnisse in der Außenweser verbessert und eine Einrichtung des Turmes als Glied einer Radarkette erreicht werden.
Alte Weser
Der neuartigen Form des Turmes mit seinem sich nach unten hin verjüngenden Turmschaft und den ausladenden Obergeschossen lag ein Entwurf des Bremerhavener Ingenieurs Andreas Carstens zugrunde. Diese konische Turmform sollte Wellen und Eisgang geringeren Widerstand bieten. Mit der Bauausführung beauftragte das Wasser und Schiffahrtsamt Bremerhaven als zuständige Behörde des Bundesverkehrsministeriums eine Arbeitsgemeinschaft der Firmen Phillip Holzmann, Strabag Bau AG, Hermann Möller, die die Stahlarbeiten an die Kieler Howaldswerken vergaben.
Die Stahlbauarbeiten für den Turmschaft und die Obergeschosse nebst Ausrüstung wurden in einem Trockendock der Kieler Howaldtswerke ausgeführt.DerTurmschaft wurde
durch den Nord-Ostsee-Kanal zur Nordsee und zum vorgesehenen Standort an der Außenweser geschleppt und dort auf die vorgesehene Tiefe eingespült bzw. abgesenkt. Nach Einbringen einer Unterwasserbetonschicht wurde der Schaft leergepumpt und der aufgehende Stahlbeton eingebaut.
Besondere Schwierigkeiten und Verzögerungen im Bauablauf bereitete die Versorgung mit den nötigen Baustoffen durch verhältnismäßig Wetter- bzw. Seegang-empfindliche Kümos Vor allem mussten alle Baustoffe, die für den Unterwasserbeton benötigt wurden, ohne Unterbrechung herangeschafft werden, um unzulässige Fugen zu vermeiden. Hierzu war eine längere Schönwetterlage erforderlich. Weitere Verzögerungen gab es durch zwei Bauunfälle, von denen der erste mit einem starken Wassereinbruch in den Turm einherging, dessen Ursache aber ungeklärt blieb und bei dem zwei Menschen starben. Der bereits in den Boden abgesenkte Turmschaft musste aufgegeben werden. Sein oberer Teil wurde abgetrennt und zur späteren Wiederverwendung von der Hubinsel nach Kiel verbracht. Er konnte dann im nächsten Jahr bei dem zweiten Einbauversuch mitgenommen und aufgesetzt werden. Der Stumpf des Turmschaftes verblieb im Untergrund und Alte Weser war somit von der Orkanflut 1962 nicht betroffen. Der Unfall zwang zu einem Neubeginn des Baues in Kiel mit einer Verzögerung um ein Jahr. Der zweite Unfall ging zurück auf ein Versagen des Haftschlusses an den vorderen Hubinselbeinen. Hier war für die Bergung und den Abtransport der beschädigten Hubinsel der Einsatz einer zweiten erforderlich. Im dritten Baujahr – nach Reparatur der Hubinsel – konnten die Bauarbeiten am Turmschaft wieder aufgenommen und beendet werden.
Nun konnte die Hubinsel auch die noch immer in Kiel lagernden Obergeschosse abholen und zum Turm bringen, wo sie ohne Komplikationen unter günstigen Wetterverhältnissen auf den Turmschaft geschoben werden konnten. Nun konnten auch die weiteren wichtigen Arbeiten vollzogen werden, wie z.B. der Einbau der Optik mit den dazugehörigen Blenden und der Einbau der Notstromagregate.
Einen besonderen Abschnitt der Gesamtmaßnahme stellte die Stromversorgung des Leuchtturms dar. Hier wurde ein 6 KV Kabel vom Leuchtturm Robbenplate her verlegt, im letzten Abschnitt mit Hilfe eines „Einspülstiefels“ eingespült und durch ein Kabelschutzrohrin den Turm eingezogen. Dabei war ein späteres Einführen in den noch zu bauenden Leuchtturm Tegeler Plate vorgesehen. Das Fundament des Bauwerkes wurde durch eine Steinschüttung auf Buschmatten gegen Ausspülung gesichert. 1964 wurde der Betrieb des Feuers aufgenommen. Die vierköpfige Besatzung wurde 1972 beim Anschluss an die Fernsteuerung abgezogen.